Ambäck

Im Kanton Uri, genauer gesagt in der Gemeinde Erstfeld, genauer gesagt in Wilen, genauer gesagt in Hinterwilen, genauer gesagt südwestlich von Hinterwilen – genau dort gibt es einen Holzrüstplatz namens «Ambäck». Dieser Ort erhielt seine Bezeichnung durch den Ambäck: einen Scheitstock, ein Stück Hirnholz als Unterlage zum Spalten von Langholz, eine Fläche, auf der geschlagen, zerteilt, gehackt wird. Das Resultat dieses Prozesses ist allerdings kein Gehäcksel; vielmehr entstehen mindestens zwei zwar kleinere, aber intakte neue Teile, die als Brennholz dienen können. Dieses Bild beschreibt ziemlich genau das, was die drei Musiker des Trio Ambäck machen: Sie nehmen die traditionelle Volksmusik, begutachten und zerlegen sie, formieren sie um und fügen neue Elemente hinzu. Das Ergebnis: Ein auf Traditionen fussender und doch neuer Stil, der ein musikalisches Feuer entfacht.

Ausgangspunkt des Trios ist also die tiefe Verbundenheit der Musiker mit der traditionellen Musik der Innerschweiz. Das abgeschiedene Muotathal ist eine der interessantesten Musikregionen der Schweiz. Hier entwickelten erfindungsreiche Instrumentalisten um 1900 eine ganz eigene Klangwelt, darunter auch eine sperrig-urchige Tanzmusik mit Geige, Schwyzerörgeli und Kontrabass. Genau in dieser Besetzung spielt das mit Markus Flückiger, Andreas Gabriel und Pirmin Huber herausragend besetzte Trio Ambäck. Gerade weil sie das traditionelle Repertoire so sicher beherrschen, können sie es mit grosser Souveränität erweitern, sich in ebenso kunstvollen wie vertrackten Improvisationen verlieren und sich mit Leichtigkeit zwischen Tradition und zeitgenössischer Volksmusik bewegen – dort, wo das Überkommene und das Neue nicht mehr voneinander zu trennen sind. Die höchst konzentrierte Musik ist eine wahre Entdeckung jenseits aller Konventionen.

Mit ihrem Programm «Raum» sind die drei Musiker, die den Hype um die Neue Schweizer Volksmusik in den letzten Jahren mit ausgelöst haben, nun zu Gast in der Andermatt Konzerthalle. In ihrer unverwechselbaren Leichtigkeit mäandern sie durch einen musikalischen Raum, erforschen ihn und durchschreiten unvermittelt die Tür ins nächste Zimmer. Welche Welt sich wohl dahinter verbergen mag? Bei aller Ungewissheit ist klar: So erfrischend und inspirierend ist Schweizer Volksmusik nur selten zu hören.