GROSSE KAMMERSINFONIK
Mit der Camerata RCO (Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam) wird es königlich: Im Gepäck haben die zehn Instrumentalist*innen grosse Kammermusikwerke von Wolfgang Amadeus Mozart und Anton Bruckner.
—Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)
Klarinettenquintett A-Dur KV 581
Anton Bruckner (1824–1896)
7. Sinfonie in E-Dur WAB 107
(arrangiert von Hanns Eisler, Satz I und III; Erwin Stein, Satz II; Karl Rankl, Satz IV)
Für eine Sinfonie von Bruckner wird ein riesiges, 100-köpfiges Orchester gebraucht? Nicht, wenn die Camerata RCO, Mitglieder des Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam, sie spielt. Zu hören ist Anton Bruckners «7. Sinfonie» – eines von Bruckners bedeutendsten Werken, das dem Komponisten zu seinem Durchbruch verhalf – in einer Kammermusikfassung aus dem Jahr 1921. Geschrieben wurde die Bearbeitung von den drei damals jungen Komponisten Hanns Eisler (Satz I und III), Erwin Stein (Satz II) und Karl Rankl (Satz IV). Den Auftrag dafür gab kein geringerer als Arnold Schönberg, der die Bruckner-Bearbeitung 1921 in seinem berühmten «Verein für musikalische Privataufführungen» aufs Podium bringen wollte. Dazu ist es allerdings nie gekommen, denn kurz bevor die drei Komponisten mit ihrer Bearbeitung fertig wurden, ging der Verein pleite, der Konzerte zeitgenössischer Musik möglichst skandalfrei vor zahlenden Vereinsmitgliedern und ohne missliebige Pressevertreter durchgeführt hatte und in denen Beifalls- und Missfallensbekundungen sowie Pressebesprechungen untersagt waren.
In der Zwischenzeit hat sich das Arrangement – das die Camerata RCO 2021 auf CD eingespielt hat – zu einem wahren Geheimtipp entwickelt. Das tiefgründige, spirituell geprägte und von Pathos getragene Werk Bruckners bekommt in dieser Bearbeitung eine ganz neue Qualität: Der Orchesterklang wird durchsichtig und das Arrangement erhält, nicht zuletzt durch die Verwendung des Klaviers und des Harmoniums, einen charmanten Hauch Salonmusik, der an den berühmten Klang der Kapellen auf der Piazza San Marco in Venedig erinnern mag.
Auch das zweite Stück des Abends, Wolfgang Amadeus Mozarts «Klarinettenquintett in A-Dur», gründet auf der Kollaboration zweier berühmter Freunde: Geschrieben hat Mozart das Werk für seinen Freund Anton Stadler, Freimaurer und Logenbruder von Mozart sowie Klarinettist im Orchester des Wiener Burgtheaters und in der kaiserlich-königlichen Harmoniemusik. Stadler, der berühmt war für seinen schönen Klarinettenton und den Mozart wohl wegen der Anstrengungen bei der Tonproduktion neckisch «Ribieslgesicht» nannte, etablierte die Verwendung des damals noch jungen Orchesterinstruments. Die Kombination von Klarinette und Streichquartett war damals etwas ganz Neues. Heute sagt Jörg Widmann, einer der bekanntesten Klarinettisten unserer Zeit, über eine Variation im vierten Satz von Mozarts «Klarinettenquintett»: «Mozart formuliert in diesem Adagio das Ernsteste, wozu er fähig ist, und plötzlich sagt er: Ach nee, alles halb so schlimm. Und dann geht’s wieder weiter, man fühlt sich, als ob man in kaltes Wasser springt. Und diese Momente sind vielleicht die entscheidenden, weil sie uns seine Persönlichkeit näherbringen. Es ist halt Mozart: unerreicht.»
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